Alexander Mayer: Bitcoin: Ist das Top der Zwischenrally 2023 bereits markiert worden?

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In der letzten Woche habe ich in meiner Kolumne ein mögliches Szenario skizziert, in dem Bitcoin im Zuge einer anhaltenden Aufwärtsbewegung bis in die Zone zwischen 46.000 – 48.000$ vorstoßen könnte. Der Krypto-Markt bewegt sich mit einer unglaublichen Dynamik und die Dinge ändern sich schnell. So haben die Geschehnisse seit dem letzten Wochenende das Pendel deutlich in die andere Richtung schwingen lassen und dieses Szenario dürfte nun wahrscheinlich invalidiert sein.

Bitcoin befindet sich seit Samstag in einer anhaltenden Korrekturphase und hat mittlerweile den exponentiellen 21-Monatstrend, den er um den Monatswechsel zwischen April und Mai erfolgreich als charttechnische Unterstützung getestet hatte, erneut durchbrochen. Derzeit findet ein Retest des 200-Wochen-Trends auf dem Niveau um die 26.000$ Marke statt.

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Unruhe im Sektor wegen rapide steigender BTC-Gebühren

Seit dem Wochenende wachsen die Sorgen um die Effizienz der Bitcoin-Blockchain. Nachdem die durchschnittlichen Transaktionsgebühren für das Versenden von Bitcoin die letzten zwei Jahre kontinuierlich im niedrigen einstelligen Dollarbereich verharrt sind, ist diese Zahl in den letzten Tagen extrem in die Höhe geschnellt. Am Wochenende wurde eine durchschnittliche Transaktionsgebühr von bis zu 30$ erreicht. Mittlerweile sind die Gebühren wieder etwas zurückgefallen, liegen jedoch bei immer noch knapp 10$.

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Der Memecoin-Wahnsinn, der sich in den letzten Wochen im Krypto-Sektor ausgebreitet hat, hat auch Bitcoin in seinen Bann geschlagen. Durch das Ende 2021 eingeführte „Taproot“-Update der Bitcoin-Blockchain ist es neben weiteren Upgrades möglich geworden, komplexere Transaktionen auf Bitcoin auszuführen. Dies ist in der nun wieder optimistischeren Marktumgebung unter anderem in Gestalt des sogenannten BRC-20-Token-Standards umgesetzt wurden.

Der BRC-20-Standard ist ein nach dem Ethereum ERC-20-Standard modellierter Token-Standard, der es Nutzern erlaubt, Tokens auf der Bitcoin-Blockchain zu erzeugen und zu transferieren. Dieser Standard wurde im März 2023 eingeführt und hat danach zu einem Boom sogenannter Bitcoin-Ordinals geführt. Das sind im Grunde NFTs und Tokens ohne Smart Contract Funktion auf der Bitcoin-Blockchain. Dies funktioniert jedoch über sehr umständliche und datenintensive Art und Weise.

Der im Sektor ausgebrochene Meme-Hype, angeführt durch die Satire-Kryptowährung Pepe, die in kürzester Zeit eine Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Dollar erreichen konnte, hat sich auch auf Bitcoin ausgebreitet und das Netzwerk durch die datenintensive Nutzung dieser Token „verstopft“. Während Ethereum aufgrund der hohen Netzwerkauslastung bereits seit langem an exorbitanten Transaktionsgebühren zu knabbern hat, hat sich dieses Problem nun auch auf Bitcoin ausgeweitet.

Ist der Rally-Peak bereits erreicht worden?

Die Memecoin-Manie war definitiv ein Zeichen dafür, dass der Markt nach dem starken Jahresstart überhitzt war. Nun scheint diese Memecoin-Season jedoch ein Ende zu finden. Der Tonangeber Pepe hat bereits ein Blow-Off-Top bei einer Marktkapitalisierung von 1,7 Milliarden Dollar gezeichnet und befindet sich seitdem in einer anhaltenden Korrektur. Die vielen weiteren Memecoins in seinem Dunstkreis folgen ebenfalls dieser Richtung. Dieser Marktexzess könnte ein deutliches Zeichen für einen Höhepunkt der derzeitigen Rally gewesen sein und damit auch deren Ende markieren.

Für Bitcoin steht nun der erste echte Retest seiner Ausbruchslevels an. Ausgehend von den historischen Preisbewegungen und den zyklischen Mustern, denen Bitcoin folgt, sollte der exponentielle 21-Monatstrend auf Monatsebene verteidigt werden, um das bullische Momentum nicht einzubüßen. In der Vergangenheit war eine Rückeroberung dieses Trends nach einem Bärenmarkt stets das Signal für einen neuen langfristigen Aufwärtstrend und der Kurs ist daraufhin mehrere Monate bis Jahre nicht mehr darunter gesunken.

Allerdings hat Bitcoin in diesem Zyklus mit einem erstmaligen, mehrmonatigen Unterschreiten des 200-Wochen-Trends bereits für ein charttechnisches Novum gesorgt. Derzeit rückt der 200-Wochen-Trend als charttechnischer Support in den Fokus. Sollte dieser ebenfalls nachgeben, rücken das Bullmarket-Support-Band, bestehend aus dem einfachen 20-Wochen- und dem exp. 21-Wochen-Trend, sowie der 200-Tage-Trend als relevante Unterstützungen in den Fokus. Der 200-Tage-Trend notiert derzeit um den Bereich von 22.000$.

Quelle: Alexander Mayer

Solange Bitcoin seine Ausbruchslevels auf Monatsebene verteidigen kann, bleibt das übergeordnete Chartbild bullisch. Bitcoin befindet sich in einem Pre-Halving-Jahr. Sollten die zyklischen Preismuster valide bleiben, spricht daher vieles gegen den Start eines ausgewachsenen Bullruns, jedoch auch wenig gegen eine weitere ernsthafte Korrektur.

Obwohl Bitcoin auf übergeordneter Ebene bisher weiterhin mustergültig seinen zyklischen Preisbewegungen folgt, hängt vieles von den makroökonomischen Entwicklungen an den Finanzmärkten ab. Das Narrativ für Bitcoin als alternativer Wertspeicher wurde zwar durch die ausgebrochene Bankenkrise in den USA gestärkt, die enge Korrelation zwischen Bitcoin und den Aktienmärkten dürfte jedoch weiterhin eine große Rolle spielen.

Was bedeutet das aus der Investment-Perspektive?

Kurzfristig kämpft der Bitcoin-Kurs weiterhin damit, seinen charttechnischen Übergang in einen neuen langfristigen Aufwärtstrend zu untermauern. Langfristig bleibt das Bild unverändert chancenreich, da sich an den fundamentalen Stärken von Bitcoin nichts verändert hat. Die derzeitige Problematik der Transaktionskosten dürfte die Innovation langfristig weiter antreiben und beispielsweise das Lightning-Network als Skalierungslösung voranbringen. Die Krypto-Börse Binance hat im Zuge der Turbulenzen des letzten Wochenendes bereits angekündigt, das Lightning-Network zu integrieren.

Für den restlichen Krypto-Sektor bleibt die Kursentwicklung von Bitcoin als Zugpferd des Marktes entscheidend. Sollte Bitcoin in eine anhaltende Korrektur übergehen, würde dies ein schwieriges Umfeld für Altcoins zeichnen. Sollte Bitcoin konsolidieren oder seine Rally nach einer weiteren charttechnischen Bestätigung fortsetzen, würde das entsprechend auch weiteren Spielraum für Altcoin-Rallyes liefern, wie wir sie in den letzten Wochen gesehen haben.

Denken Sie langfristig!

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