Kryptowährungen

Bitcoin: Der Anfang oder das Ende des Bärenmarktes? Ist der Boden drin? Ein Überblick

onvista · Uhr
Quelle: Igor Batrakov/Shutterstock.com

Nach einer desaströsen Woche für den gesamten Krypto-Sektor versucht das Flaggschiff Bitcoin zum Start der neuen Woche die wichtige Unterstützung bei der Marke von 30.000 Dollar zurückzuerobern, kann sich derzeit jedoch nicht darüber hinwegsetzen. Am Wochenende schien die Bestätigung mit einer ersten Tageskerze am Sonntag bereits geglückt, doch mit Beginn der neuen Handelswoche an den traditionellen Märkten und größeren Handelsvolumina ist der Bitcoin-Kurs wieder unter diese Marke gerutscht – und bewegt sich damit wieder hinein in einen langfristigen Unterstützungsbereich zwischen 30 – 28.000 Dollar.

BTCUSD_2022-05-16_16-50-04.png
BTCUSD_2022-05-16_16-50-04.png · Quelle: tradingview

In der vergangenen Woche hatte der Kollaps des Krypto-Projekts Terra Luna, einer zu Ethereum konkurrierenden Blockchain mit einem eigenen, an den US-Dollar gebundenen Stablecoin UST, für ein Beben gesorgt, welches den gesamten Sektor erschüttert hatte. Infolgedessen ist Bitcoin bis auf ein Tief von 25.400 Dollar gerutscht, diverse weitere Krypto-Projekte mussten Verluste von bis zu 40 Prozent verkraften und die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors ist um 400 Milliarden Dollar zurückgegangen.

Lesen Sie dazu: Die Hintergründe zum Fall UST und Terra Luna

Tether schwankt ebenfalls - eine weitere Bedrohung?

Ist der Boden gefunden?

Mit der zurückliegenden Woche hat Bitcoin einen – negativen – historischen Meilenstein erreicht und sieben Wochen infolge mit Verlusten geschlossen. Es mehrt sich nun die Hoffnung, dass angesichts der herben Korrektur und einer Stimmung am Markt, die pessimistisch ist wie lange nicht, ein Boden erreicht worden ist.

Einige Indikatoren, die nun von Marktbeobachtern ins Feld geworfen werden, sprechen dafür: So ist der Preis im Zuge seines jüngsten Abverkaufs nahe an den „realized Price“ gerückt, ein wichtiger on-chain-Indikator in der Krypto-Welt. Dieser „realisierte Preis“ ergibt sich aus dem Wert aller Bitcoin-Einheiten zu ihrem entsprechenden Kaufpreis geteilt durch die Menge an Bitcoin die sich in Zirkulation befindet. Messen kann man diesen Wert dadurch, dass sämtliche relevanten Daten auf der Blockchain einsehbar sind. Der derzeitige realized price beläuft sich auf knapp 24.000 Dollar, also nahe des jüngsten Tiefs.

Bitcoin realized Price.PNG
Bitcoin realized Price.PNG · Quelle: BGeometrics

Ein weiterer Indikator ist der 200-Wochen-Trend, der in der Vergangenheit ebenfalls ein zuverlässiger Indikator für einen Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt war. Dieser verläuft derzeit auf einem Niveau von etwa 22.000 Dollar.

BTCUSD_2022-05-16_16-56-11.png
BTCUSD_2022-05-16_16-56-11.png · Quelle: tradingview

Auch der durch sein „Stock to Flow“-Modell berühmt gewordene anonyme Analyst „PlanB“ hat sich jüngst in einem Tweet geäußert und skizziert einen möglichen Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt. Laut PlanB, der seine ursprüngliche Prognose nun für falsch erklärt und revidiert, ist Bitcoin bereits im April 2021 in einen Bärenmarkt gefallen, obwohl das letzte Allzeithoch erst im November 2021 bei knapp 69.000 Dollar erreicht worden ist. Derzeit kreiert der Markt laut dem Analysten einen neuen Boden, gefolgt von einem weiteren Bullenmarkt für das Asset.

Bärenmarkt – Anfang oder Ende?

Ob die Korrektur auf 25.400 Dollar wirklich der Boden eines Bärenmarktes war, darüber lässt sich streiten. Dass wir uns in einem Bitcoin-Bärenmarkt befinden (und auch in einem für die Finanzmärkte übergeordneten Bärenmarkt) lässt sich mittlerweile jedoch kaum noch wegdiskutieren. Die Zinswende der US-Notenbank gibt bereits seit dem Jahreswechsel die Richtung für die Finanzmärkte vor und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben. Erst wenn eine deutliche Abkühlung der Inflation erkennbar ist und erst wenn klar ist, ob wir eine Rezession in verschiedenen Wirtschaftszonen und ihre entsprechenden Ausmaße sehen, dürfte an den Märkten die Realität vollständig eingepreist sein und eine entsprechende Erholung wieder vorweggenommen werden. Ein Zeitfenster dafür erstreckt sich möglicherweise bis weit in das Jahr 2023 hinein, mindestens jedoch bis ins vierte Quartal diesen Jahres mit noch mindestens zwei Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Zinswende im Euroraum.

Ein möglicher Indikator dafür, dass wir den Boden für Bitcoin noch nicht gesehen haben und es noch bis an die Marke von 22 bzw. 21.000 Dollar gehen kann, liefern vergangene Bärenmärkte. Anhand einer Visualisierung des Krypto-Datendienstleisters Glassnode wird deutlich, dass die vergangenen Korrekturen noch heftiger ausgefallen sind: Im März 2020 war Bitcoin im Tief 77 Prozent vom letzten Hoch entfernt. In den Tiefs aus 2015 bzw. 2018 waren es 85 bzw. 83 Prozent. Das jüngste Tief ist „lediglich“ gut 60 Prozent vom letzten Allzeithoch entfernt.

glassnode-studio_bitcoin-price-drawdown-from-ath.png
glassnode-studio_bitcoin-price-drawdown-from-ath.png · Quelle: glassnode

Gegen dieses Argument spricht die deutlich gewachsene Marktkapitalisierung der Assetklasse. Mit zunehmendem Kapital, welches im Markt steckt, nimmt auch die Volatilität langfristig immer weiter ab. Das sehen wir auch an den immer geringeren Renditen, die bei jedem Preis-Zyklus von Bitcoin erzielt werden, da es immer mehr Kapital benötigt, um den Preis in neue Höhen zu treiben. Entsprechend könnten auch die Korrekturen geringer ausfallen, die zu einem Boden in einem jeweiligen Bärenmarkt führen, da in Summe zwar eine extreme Menge Kapital aus dem Markt fließt, dies jedoch aufgrund der neuen Größenordnung prozentual einen geringeren Effekt hat.

Wie sollten Anleger mit der Situation umgehen?

Die letzte Woche hat die Stimmung an einen Tiefpunkt gedrückt und viel Kapital aus dem Markt gewaschen. Das verringert die Chance für weitere Korrekturen deutlich, da nun wirklich eine Menge Negatives eingepreist ist. Jedoch muss man abwarten, welche Folgeeffekte der Kollaps des Terra Luna Projektes noch hat, da viele andere Krypto-Projekte direkt oder indirekt involviert waren und eventuellen finanziellen Schaden davongetragen haben. Vielleicht folgen hier noch weitere Todesurteile für das eine oder andere Projekt – auch wenn das wahrscheinlich einen weniger großen Effekt auf den Gesamtmarkt hat als der ursprüngliche Kollaps von Terra Luna.

Anleger mit langfristigem Zeithorizont nutzen ohnehin den Dollar-Cost-Average-Effekt und investieren monatlich kleine Beträge – die derzeitigen Kurse bieten lukrative langfristige Einstiegsgelegenheiten. Skeptische Anleger warten auf die angesprochenen Preiszonen im Bereich zwischen 20 – 22.000 Dollar.

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel