Markt-Update: Zinswende ist kein Schrecken mehr für die Märkte, Grenke-Papiere nehmen Charthürde ins Visier, Befesa nähern sich Jahreshoch

onvista · Uhr

Nach anfänglich moderaten Gewinnen ist der Dax bis zur Mittagszeit ins Minus gerutscht. Der Leitindex notiert derzeit mit minus 0,4 Prozent auf einem Niveau von 14.380 Punkten, MDax und Eurostoxx können sich bisher im Plus halten.

Zur Wochenmitte war das wichtigste deutsche Börsenbarometer von den starken Börsen in Fernost und den USA angeschoben worden. Auch gaben neue Hoffnungen auf eine Annäherung im Ukraine-Krieg Rückenwind, ebenso wie der jüngst wieder gefallene Ölpreis. Zudem schaffte am Vorabend die US-Notenbank aufgrund der hohen Inflation erwartungsgemäß Fakten in der Zinswende und erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte.

Zinswende ist vorerst kein Schrecken mehr für die Märkte

Maßgeblich für den Markt ist nun das weitere Tempo der Zinswende, denn die Entscheider der Fed haben eine schnellere Straffung ihrer bisher ultralockeren Geldpolitik signalisiert. Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners, sieht die Anleger aber gelassen reagieren: „Der Glaube an die Stärke der US-Wirtschaft wiegt schwerer als die Angst vor noch schneller steigenden Zinsen“, so der Experte. An diesem Donnerstag dürfte auch die Bank of England mit einer weiteren Zinserhöhung folgen.

Das Thema Zinswende dürfte die Märkte erst langfristig beschäftigen, da sich die Effekte auf die Wirtschaft erst in den kommenden Monaten entfalten werden. Die Fed gibt sich zuversichtlich, dass sie die Wirtschaft mit einer sanften Landung in ein höheres Zinsumfeld führen kann. Einige Experten sind sich da jedoch nicht so sicher – wie beispielsweise David Rosenberg von Rosenberg Research.

Lesen Sie dazu: Analyst gibt jedoch düstere Einschätzung zur Geldpolitik – Rezession wahrscheinlich

Abseits der Notenbanken hatten zuletzt an den Börsen vor allem – sehr vage – Entspannungssignale im Krieg zwischen der Ukraine und Russland die Stimmung an den Börsen dominiert und für Erleichterung gesorgt. Alexander Rodnyansky, der Berater des ukrainischen Präsidenten, dämpfte jedoch im deutschen Fernsehen die Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung. Russland versuche, Zeit zu kaufen, um neue Truppen heranzuziehen und dann wieder eine Offensive starten, sagte er in der Sendung „maischberger. die woche“.

Grenke nähern sich nach Ausblick Charthürde bei 30 Euro

Nach dem Ausblick für 2022 nehmen die Aktien von Grenke am Donnerstag die Charthürde von 30 Euro ins Visier. Die Papiere des Leasing-Spezialisten sprangen um bis zu 17 Prozent auf 30,40 Euro an und schafften es damit zurück über die 50-Tage-Linie als mittelfristigem Trendindikator. In der Vorwoche waren sie mit knapp unter 21 Euro noch auf das tiefste Niveau seit 2013 gerutscht.

Warburg-Analyst Marius Fuhrberg sprach in einer ersten Reaktion von einem „bullischen Ausblick“ mit Zuversicht für 2022 und noch ambitionierteren Zielen für 2024. Dies sei ein erster Schritt, verlorenes Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, so der Experte. Grenke waren insbesondere durch Vorwürfe des Börsenspekulanten Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy schwer unter Druck geraten.

Trotz der Erholung der vergangenen Tage liegt der Aktienkurs immer noch fast die Hälfte unter dem Niveau, den er vor den Vorwürfen hatte.

Rheinmetall bleiben im Konsolidierungsmodus

Nach dem Kurssprung infolge des massiven Aufrüstungssignals der Bundesregierung für die Bundeswehr Ende Februar befinden sich die Papiere von Rheinmetall im Konsolidierungsmodus. Am Donnerstag gaben sie nach Zahlen und Ausblick 1,5 Prozent ab auf 153,90 Euro. Mit einem Kursplus von 85 Prozent sind sie aber weiter klar bester MDax-Wert 2022. Das avisierte Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent liegt etwa im Rahmen der Erwartungen. Gleiches gilt für die angestrebte Marge.

Befesa steigen nach Oddo-Empfehlung wieder ans Jahreshoch

Nach einer Empfehlung von Oddo sind die Papiere von Befesa am Donnerstag mit plus 4,6 Prozent an ihr Jahreshoch von 69,90 Euro zurückgekehrt. Der Recycling-Spezialist verwandle „wie ein Alchemist Staub in Geld“, schrieb der Analyst Anis Zgaya. Mit seinen Anlagen sei man führend in der Wiederverwertung in der sekundären Stahl- und Aluminiumindustrie. Aktuell profitiere das Unternehmen vom hervorragenden Preisumfeld. Bis 2026 traut Zgaya Befesa ein Ergebniswachstum von im Schnitt 11,5 Prozent pro Jahr zu. Sein Kursziel liegt mit 78 Euro über dem Rekordhoch vom Herbst 2021 bei 72,90 Euro.

SAF-Holland rutschen nach enttäuschendem Ausblick ab

Nach zuletzt fulminanter Erholung um 25 Prozent sind die Papiere von SAF-Holland am Donnerstag wieder eingebrochen. Wegen der Folgen des Krieges Russlands gegen die Ukraine sowie gestiegene Rohstoffpreise ist der Nutzfahrzeugzulieferer skeptisch für 2022. Der Warburg-Experte Mustafa Hidir stufte den Ausblick in einer ersten Reaktion als „enttäuschend, aber konservativ“ ein. Für die SAF-Papiere ging es um frühen Handel um fast 15 Prozent auf 8,65 Euro abwärts. Zuletzt stabilisierten sie sich aber wieder etwas auf minus 11 Prozent.

Raiffeisen Bank International ziehen an

Aktien der österreichischen Raiffeisen Bank International haben am Donnerstag im europäischen Bankensektor mit überdurchschnittlichen Gewinnen hervorgestochen. Zuletzt zog der Wert um 2,5 Prozent an. Die Aktie war im Zuge des Ukraine-Konflikts von rund 28 auf gut 10 Euro abgestürzt. Das stark im Osteuropa-Geschäft vertretenen Institut prüft nun alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank Russland – bis hin zum Ausstieg.

Analyst Alan Webborn von französischen Bank Societe Generale macht unterdessen starkes Aufwärtspotenzial aus und rät zum Kauf. Sein Kursziel von 19,10 Euro liegt rund 30 Prozent über dem aktuellen Niveau. Allerdings macht der Analyst seine Einschätzung von der weiteren Entwicklung des Ukraine-Konflikts abhängig. Im besten Falle einer Deeskalation geht er von Potenzial bis 27,70 Euro aus, bei einer weiteren Eskalation besteht allerdings die Gefahr eines Kursrückgangs. Webborn nennt für diesen Fall ein Ziel von 10,80 Euro.

Die aktuellen 19,10 Euro beziehen sich unterdessen auf das Fortbestehen der aktuellen Lage. Um die schwierige Situation zu bewältigen, müsse die Bank wohl kein neues Kapital aufnehmen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Pincasso / Shutterstock.com

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