Pandemie-Ende in Sicht? Moderna-CEO macht Hoffnung – ein Ende aller Probleme wäre das jedoch nicht

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Laut Stephane Bancel, dem CEO von Moderna, könnten wir uns der finalen Phase der Pandemie nähern. „Ich denke, das ist ein vernünftiges Szenario“, sagte er gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC. „Es besteht eine 80-prozentige Chance, dass wir mit der Entwicklung von Omikron immer weniger virulente Viren sehen werden“, sagte er am Mittwoch. Demgegenüber sieht er die Chancen bei 20 Prozent, dass es zu einer weiteren Mutation des Virus kommt, die virulenter ist als die derzeitige Omikron-Variante.

„Ich denke, die Welt hatte Glück, dass Omikron nicht sehr virulent war, aber wir sehen immer noch Tausende von Menschen, die jeden Tag auf der ganzen Welt wegen Omikron sterben“, sagte er. Laut neuesten Daten der Weltgesundheitsorganisation gab es in den letzten sieben Tagen weltweit gut 15 Millionen neue Infizierte, über 70.000 Menschen sind an dem Virus gestorben.

Andere sind weniger optimistisch: Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Leiter der Weltgesundheitsorganisation, warnte Anfang des Jahres, dass es gefährlich sei anzunehmen, dass sich die Pandemie ihrem Ende nähert. Laut dem Mediziner sei die Pandemie „noch lange nicht vorbei“, und er warnt davor, dass wahrscheinlich neue Varianten entstehen werden, wenn sich Omikron schnell auf der ganzen Welt verbreitet.

Deutschland steht vor weitreichenden Lockerungen in der Corona-Pandemie

Anhand der derzeit abflachenden Welle des Omikron-Virus und der weniger schweren Verläufe steht auch die Bundesrepublik vor umfangreichen Lockerungen. Bund und Länder sind sich einig, dass sie in der heutigen Spitzenrunde Beschränkungen in drei Schritten zurücknehmen wollen. Das geht aus den Entwürfen der SPD- und Unions-geführten Länder zur Vorbereitung der Runde von Kanzler Olaf Scholz mit den 16 Ministerpräsidenten am Mittwochnachmittag hervor. Laut den Reuters vorliegenden Entwürfen sind sich die Beteiligten bereits einig, dass zunächst die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene sowie 2G-Regeln im Handel fallen sollen. Am 4. März sollen dann für Gastronomie und Hotels wieder eine 3G-Regel gelten (geimpft, genesen, getestet). Dann sollen auch Diskotheken und Bars wieder öffnen können und neue Obergrenzen für Großveranstaltungen gelten. Die Höchstgrenze für Außenveranstaltungen soll auf 25.000 Besucher hochgesetzt werden, die in Innenräumen auf 6000 oder eine maximale Auslastung von 60 Prozent.

Ab dem 20. März sollen dann alle schwerwiegenden Corona-Beschränkungen fallen, auch verpflichtende Homeoffice-Regelungen. Umstritten ist aber noch, ob dafür Bedingungen formuliert werden. Die Unions-Länder schlagen in ihrem Entwurf eine Formulierung vor, diesen letzten Schritt ausdrücklich an die Situation im Gesundheitssystem zu koppeln. Nordrhein-Westfalens-Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte am Mittwoch davor gewarnt, zu früh zu öffnen und sich dem Risiko auszusetzen, dann eine neue Pandemie-Welle auszulösen.

Auch ein Ende der Pandemie bedeutet nicht das Ende aller Probleme

Ein Ende der Pandemie hätte eine befreiende Wirkung auf die globale Wirtschaft, da die Unternehmen sich langfristig wieder in den Normalmodus zurückbegeben könnten. Allerdings haben die letzten zwei Jahre deutliche Spuren hinterlassen. Die globalen Lieferketten sind teilweise nachhaltig beschädigt worden und die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zieht in vielen Sektoren einen Rattenschwanz nach sich, für dessen Auflösung noch einige Zeit und Mühen aufgebracht werden müssen.

Dieser Umstand, in Kombination mit den gewaltigen Staatsausgaben der Regierungen, den Maßnahmen der Notenbanken und Rückstaueffekten bleibt zunächst ein Nährboden für die Inflation. Deren Bekämpfung in Form von geldpolitischen Maßnahmen wie einer Zinserhöhungsperiode wird die Wirtschaft vor weitere Herausforderungen stellen, selbst wenn die Pandemie sich im Sommer im Optimalfall ihrem Ende zuneigen sollte.

Aus Anlegersicht bleibt die Inflationsentwicklung – und vor allem mögliche Effekte durch die Aufhebung aller Maßnahmen und weiterer Nachfragestaus, die daraus entstehen – einer der wichtigsten Wegweiser für die Entwicklung an den Finanzmärkten, da der Grad der nötigen Maßnahmen entscheiden sein wird, wie hart die Wirtschaft getroffen wird. Andererseits könnte ein Fortschreiten der Pandemie durch eine weitere gefährliche Variante im nächsten Winter für weitere Maßnahmen wie Lockdowns oder andere wirtschaftliche Beschränkungen sorgen, die die Bekämpfung der Inflation noch in die Länge ziehen könnten, da den Notenbanken der Handlungsspielraum für eine Straffung der Geldpolitik genommen wird. Fazit: Auch wenn die Pandemie sich dem Ende zuneigt, mit den Folgeeffekten werden Wirtschaft und die Finanzmärkte noch zu kämpfen haben.

onvista-Redaktion mit Material von Reuters

Titelfoto: Viacheslav Lopatin / Shutterstock.com

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