Tech, disruptive Innovation, Krypto – Dieser Analyst empfiehlt lieber den „Rest der Welt“ und sieht Ähnlichkeiten zur Dotcom-Blase der 2000er

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Blickt man auf die derzeitige Situation an den Finanzmärkten, war es selten so schwer wie heute, eine valide Einschätzung über die weitere Richtung der Vermögenswertentwicklung vorzunehmen. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Beschleunigung der lockeren Geldpolitik, sowie die nun auftretenden Folgeeffekte wie die ausufernde Inflation, lassen Anleger in Unsicherheit zurück.

Richard Bernstein, Marktanalyst und CEO von Bernstein Advisors, hat jüngst in einem Interview mit dem Finanznachrichtendienst CNBC eine recht klare Einteilung der derzeitigen Lage an den Märkten vorgenommen. Seiner Einschätzung nach lässt sich die derzeit zu beobachtende Volatilität an den Aktienmärkten in zwei Lager aufteilen. „Auf der einen Seite haben wir alles, was ich als Bubble-Assets bezeichnen würde: Technologie, disruptive Innovation, Kryptowährungen“, so Bernstein am Freitag gegenüber der „Trading Nation“ von CNBC. „Auf der anderen Seite dieser Schaukeldynamik befindet sich buchstäblich alles andere auf der Welt. Ich denke, wenn Sie auf das Jahr 2022 bis 2023 blicken, möchten Sie auf der anderen Seite dieser Wippe auf der Welt sein.“

Tech, Innovation und Kryptos zeigen Parallelen zur Dotcom-Blase

Seiner Einschätzung nach dürfte man in den nächsten zwei Jahren höhere Renditen auf der Seite der Vermögenswerte jenseits der von ihm beschriebenen „Bubble-Assets“ finden, da dort echte Kapitalknappheit besteht. Für Krypto, Innovation und derzeit gefragte Tech-Segmente sieht er eine ähnliche Dynamik wie während der 2000er Dotcom-Blase. Zwar sind einige der in dieser Zeit gehypten Projekte letzten Endes Realität geworden, doch es hat über ein Jahrzehnt gedauert, bis die Unternehmen wirklich rentabel geworden sind. „Wenn man in die Nasdaq 100 investiert hat, die damals die echten Unternehmen waren, brauchte man 14 Jahre, um die Gewinnschwelle zu erreichen“, sagte Bernstein. „Irgendetwas sagt mir, dass die Leute heute nicht auf Bewertungen achten, aber auch nicht denken, dass sie 14 Jahre brauchen werden, um die Gewinnschwelle zu erreichen.“

Speziell den Markt für Kryptowährungen sieht er als riesige Blase und warnt vor einem deutlichen Absturz – Bitcoin könnte aus Sicht des Analysten um bis zu 90 Prozent fallen, ähnlich wie einige Tech-Aktien während der Dotcom-Blase. „Ich denke, man möchte warten, um sich die wahren Fundamentaldaten und die Bewertungen anzusehen, bevor man entscheidet, dass dies alles vorbei ist“, sagte Bernstein.

Detail-Blick auf den S&P 500 zeigt Graben zwischen Tech und dem Rest der Welt

Eine genauere Betrachtung des S&P 500, dem wohl wichtigsten Gradmesser für die amerikanischen Aktienmärkte, unterstützt die These von Bernstein zu einer Aufteilung des derzeitigen Marktes in eine Tech-Blase und den „Rest“ der Wirtschaft. Im S&P machen derzeit nur 6 Unternehmen über 25 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des Index aus – und das sind Amazon, Apple, Tesla, Meta (ehm. Facebook), Alphabet und Microsoft. Zudem haben diese 6 Werte ein durchschnittliches KGV von 62, während die restlichen 494 im Index enthaltenen Werte auf ein durchschnittliches KGV von 29 kommen, also nicht einmal halb so hoch. Blickt man auf die Märkte mit der von Bernstein gemachten Unterteilung, kann man anhand des S&P 500 durchaus von einer starken Überbewertung der Tech-Werte sprechen, während der restliche Markt gar nicht so hoch bewertet ist.

Als vielversprechendstes Segment der nicht überbewerteten Seite sieht Bernstein für die kommenden zwei Jahre den Energie-Sektor. Einige Titel in diesem Segment haben 2021 bereits eine starke, jedoch wenig beachtete Performance hingelegt, doch dies dürfte laut Bernstein erst der Anfang gewesen sein. „Das letzte Mal, dass die Free Cashflow Rendite für den Energie-Sektor im Vergleich zum Markt oder zum Tech-Sektor so hoch war, befand sich um die Tech-Blase herum, und Energie zeigte ein Jahrzehnt lang eine Outperformance. Die Dividendenrendite des Sektors beträgt mehr als das Dreifache der Dividendenrendite des S&P 500.“

onvista-Redaktion

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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