Geldpolitik: Nächste Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch – wird die Fed die Zügel noch schneller anziehen?

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Angesichts der hohen Inflation wird die US-Notenbank Fed den Ausstieg aus ihrer sehr lockeren Geldpolitik in dieser Woche wohl beschleunigen. Im Blick der Märkte steht vor allem das Anleihekaufprogramm, das in der Coronakrise zur Stützung der Konjunktur aufgelegt wurde. Die Fed wird ihre geldpolitischen Entscheidungen an diesem Mittwoch nach ihrer Zinssitzung veröffentlichen. Ökonomen erwarten, dass die Notenbank bei der Drosselung der monatlichen Käufe rascher als bisher vorgesehen vorgehen wird – trotz neuer Corona-Sorgen. Dies würde auch die Möglichkeit eröffnen, die Leitzinsen im kommenden Jahr früher als bisher erwartet zu erhöhen.

Die US-Notenbank hatte auf ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung mit der Rückführung der monatlichen Wertpapierkäufe begonnen. Diese hatten ursprünglich bei monatlich 120 Milliarden US-Dollar gelegen. Für die Monate November und Dezember wurde ein Abschmelzen um je 15 Milliarden Dollar vorgegeben. Sollte die Fed ihre Käufe ab Januar um je 30 Milliarden Dollar verringern, dann könnten die Käufe schon im März eingestellt werden.

„Die raschere Gangart der US-Notenbank ist absolut notwendig“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Schließlich haben die USA bereits ein ernstes Inflationsproblem.“ Die Verbraucherpreise würden auf breiter Front steigen, gleichzeitig beschleunige sich der Anstieg der Arbeitskosten. Die Verbraucherpreise waren im November um 6,8 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Dies ist die höchste Rate seit dem Jahr 1982. Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Die Fed hatte immer wieder betont, dass die Inflation nur wegen vorübergehender Faktoren so hoch sei. Es wurde auf Corona-Folgen wie Lieferengpässe und hohe Energiepreise verwiesen. Notenbankchef Jerome Powell und andere Notenbankvertreter sind zuletzt von diesem Erklärungsmuster einer transitorischen Inflation teilweise abgerückt. Beobachter sahen in Powells jüngsten Äußerungen klare Hinweise auf ein straffere geldpolitische Linie. Das robuste Wirtschaftswachstum und die stark gesunkene Arbeitslosigkeit sprechen ebenfalls für einen rascheren Ausstieg aus der lockeren Politik.

Am Mittwoch stehen auch die neuen Projektionen der Notenbank an. Das möglicherweise frühere Endes der Anleihekäufe würde auch frühere Leitzinsanhebungen im kommenden Jahr ermöglichen. „Vermutlich werden die Fed-Mitglieder bis Ende 2023 nun sechs Zinserhöhungen in Aussicht stellen“, heißt es in einem Ausblick der Dekabank. Bisher hatten sie drei bis vier Schritte in diesem Zeitraum in Aussicht gestellt. Allgemein rechnen Ökonomen mit einer ersten Zinserhöhung im Sommer 2022.

Die Fed agiert jedoch in einem Umfeld mit hoher Unsicherheit. Dies gilt vor allem für die Corona-Pandemie. Noch ist nicht absehbar, ob die Ausbreitung der neuen Omikron-Variante eine neue Virus-Welle auslösen wird. Derzeit ist die Dynamik der Pandemie in den USA schwächer als in Europa. Dies könnte sich jedoch rasch ändern.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Orhan Cam / Shutterstock.com

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