Hapag-Lloyd: Gewinn verzehnfacht – Normalisierung noch lange nicht in Sicht

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Hapag-Lloyd hat heute frische Zahlen vorgelegt und den Anlegern dabei eine Verzehnfachung des Gewinns von Januar bis September diesen Jahres präsentiert. Unter dem Strich sprang in diesem Zeitraum ein Konzernergebnis von 5,56 Milliarden Euro für die hamburger Reederei heraus, nach 0,54 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Quartalsbericht hervorgeht.

Wesentlicher Treibstoff für die Gewinnexplosion sind die enorm gestiegenen Preise – im Branchenjargon Frachtraten – für Transporte auf See, die die Gewinne aller Containerreedereien in diesem Jahr durch die Decke gehen lassen. Hapag-Lloyd beziffert den Anstieg der durchschnittlichen Frachtrate mit fast 66 Prozent, während das Transportvolumen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3,3 Prozent angestiegen sei.

Den Aktionären macht Hapag-Lloyd angesichts des erwarteten Gewinns Hoffnung auf eine üppige Dividende: „Wenn man solch ein außerordentliches Jahr hat, sollte man schon eine sehr vernünftige Dividende erwarten“, sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen. Über einen Vorschlag an den Aufsichtsrat habe sich der Vorstand noch keine Gedanken gemacht.

Die Aktie reagiert im heutigen Handel trotz der starken Daten mit einem deutlichen Minus von 4 Prozent. Auf Monatssicht steht jedoch ein Plus von über 25 Prozent zu Buche. Die Reederei hat nur eine relativ geringe Menge an zirkulierenden Aktien auf dem Markt, ein Großteil erstreckt sich auf fünf Großinvestoren, darunter die Stadt Hamburg. Nur 3,6 Prozent der Papiere sind in Streubesitz. Daher sind deutliche Schwankungen bei der Aktie nichts Ungewöhnliches.

Normalisierung wird noch lange auf sich warten lassen

„Es gibt noch nicht viele Anzeichen, dass es wirklich besser wird“, sagte Habben Jansen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag in Bezug auf die Markt-Lage. Er rechne damit, dass sich die Lage nach dem chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar etwas entspannen werde. Ein ganz normales Jahr werde es aller Voraussicht aber nicht. Er verwies auf die Pandemie, deren Ende noch nicht absehbar sei. Erst wenn die Einschränkungen bei der Pandemiebekämpfung verringert werden könnten, könne man von Entspannung sprechen. „Dann müsste man erwarten, dass sich die Lage einen Tick verbessert im Laufe von 2022.“

Transportengpässe halten Reedereien, Häfen und Abnehmer bestellter Ware weltweit seit Monaten in Atem. Vor einigen Häfen in China hatten sich Schiffe gestaut, weil Terminals vorübergehend ihre Arbeit einstellen mussten. Auch andernorts kam es zu Verzögerungen. Containerschiffe verspäteten sich teils mehrere Wochen. Leere Container wurden knapp, weil sie nicht rechtzeitig dorthin transportiert werden konnten, wo sie benötigt wurden.

„Das Problem mit den Boxen haben wir inzwischen hinter uns“, sagte Habben Jansen. Es seien so viele neue Container gebaut worden, dass Häfen und Reedereien inzwischen gut versorgt seien. Grundsätzlich gebe es auch ausreichend Schiffe. Derzeit seien die Warenbestände weltweit aber noch sehr niedrig. „Das bedeutet, dass noch viel aufgeholt werden muss.“ Er gehe auch davon aus, dass viele Unternehmen ihre Lagerbestände im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie erhöhten. „Das wird noch ganz lange dauern, bis sich das normalisiert.“ Hapag-Lloyd versuche, durch gezielte Investitionen und flexibles Kapazitätsmanagement dazu beizutragen, dass sich die Lage entspanne.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: VanderWolf Images / Shutterstock.com

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