Facebook: Neuer Name „Meta“ sorgt für geteiltes Echo – die Anleger honorieren es, US-Abgeordnete Cortez vergleicht es mit Krebs und eine unbekannte Aktie freut sich

onvista · Uhr

Die am gestrigen Abend angekündigte Umbenennung von Facebook in „Meta“ hat für gemischte Reaktionen gesorgt. Währen die Anleger den neuen Namen an der Börse mit Kursgewinnen honoriert haben, kommt aus der politischen Landschaft auch deutlich negatives Echo.

„Metaverse“ als Nachfolger des Internets

Der neue Konzernname soll den Fokus auf die geplante digitale Welt „Metaverse“ lenken, die physische und virtuelle Elemente vereint. „Wir glauben, dass das „Metaverse“ der Nachfolger des mobilen Internets sein wird“, betonte Mark Zuckerberg. Das „Metaverse“ basiert nach der Vision des Facebook-Gründers zum einen auf der virtuellen Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezial-Brillen auf dem Kopf in digitale Welten eintauchen.

Der Facebook-Konzern kaufte bereits 2014 die Firma Oculus, einen Pionier bei Brillen zur Darstellung virtueller Realität. Der Name Oculus auf den Brillen wird nun ausgemustert und durch Meta ersetzt. Als „Metaverse“-Baustein sieht der Facebook-Gründer aber auch die sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality), bei der digitale Inhalte auf Displays oder mit Hilfe von Projektor-Brillen für den Betrachter in die reale Umgebung eingeblendet werden. Unter anderem auch Apple will laut Medienberichten in den kommenden Jahren eine AR-Brille auf den Markt bringen.

Apple bedachte der Facebook-Gründer dann auch mit ein paar kaum verhohlenen Seitenhieben. Den Namenswechsel leitete er mit „One more thing“ ein – dem legendären Satz von Apple-Mitbegründer Steve Jobs. Seine Kritik an gebremster Innovation durch wenig Auswahl und hohe Gebühren ist auf einer Linie mit Beschwerden über Apples App Store. Vorreiter im „Metaverse“ zu sein, verheißt Zuckerberg einen Befreiungsschlag: Er kann hoffen, nicht mehr auf Apple und Google als Betreiber der beiden großen Smartphone-Plattformen iOS und Android angewiesen zu sein.

Noch am Donnerstag meldete der Konzern bei der US-Börsenaufsicht SEC die Namensänderung von Facebook, Inc. zu Meta Platforms, Inc. an. Das Facebook-Logo mit dem gehobenen „Like“-Daumen vor dem Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park wurde gegen die neue gebogene Schleife vom Meta ausgetauscht. Das Börsenkürzel der Aktie soll zum 1. Dezember in Anlehnung an das „Metaverse“ von „FB“ zu „MVRS“ umgestellt werden.

Das „Metaverse“ soll eine virtuelle Welt sein, in die man noch tiefer als bisher eintauchen könne. „Statt auf einen Bildschirm zu schauen, werden sie mittendrin in diesen Erlebnissen sein.“ Das Gefühl der Anwesenheit sei das entscheidende Merkmal des „Metaverse“, betonte Zuckerberg. „Wenn ich meinen Eltern ein Video meiner Kinder schicke, werden sie das Gefühl haben, dass sie mit uns zusammen sind.“ Unklar blieb, mit welcher Technik über die VR-Headsets hinaus dieser Präsenzeffekt erreicht werden könnte.

Der Konzern baut seine virtuellen „Metaverse“-Welten unter dem Namen „Horizon“ aus. Zuckerberg kündigte mit „Horizon Home“ ein neues, „sozialeres“ Zuhause für Nutzer von VR-Brillen an. Der Bereich sieht dem Startbildschirm, den die Anwender bereits heute vorfinden, sehr ähnlich. Neu ist, dass sie Räume und virtuelle Gegenstände über Grenzen einzelner Spiele oder Events hinaus nutzen können.

Physische Gegenstände werde man einscannen können, damit sie auch im „Metaverse“ präsent sind, sagte der Facebook-Gründer. Im Gegenzug werde man sie als Hologramme auch in die reale Welt projizieren können. Nutzer würden für Arbeit und Freizeit verschiedene digitale Avatare einsetzen. In fünf bis zehn Jahren werde vieles davon zum Alltag gehören, meinte Zuckerberg, der in den Dialogen mit seinen Mitarbeitern oft selbst mit der Natürlichkeit eines Avatars agierte.

Der Konzern hofft, zum Jahr 2030 eine Milliarde Nutzer im „Metaverse“ zu haben – und dort hunderte Millionen Dollar umzusetzen. Allein in diesem Jahr kostet die Entwicklung zehn Milliarden Dollar.

US-Abgeordnete Cortez vergleicht Konzernnamen mit Krebs

Nicht alle teilen die Ideen. Das Abtauchen in künstliche Welten sei der falsche Weg, warnt der Chef des „Pokémon Go“-Entwicklers Niantic, John Hanke. Stattdessen müsse es darum gehen, die Realität digital zu verbessern. „Die echte Welt wird gewinnen“, sagte er zu Zuckerbergs Ankündigung. „Weil sie relevanter für uns ist.“

Der Konzern war in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten durch interne Unterlagen, die von einer ehemaligen Mitarbeiterin öffentlich gemacht worden waren. Frances Haugen wirft Facebook vor, Profite über das Wohl seiner Nutzer zu stellen.

Im US-Kongress, der gerade die Tech-Industrie ins Visier nimmt, kam Zuckerbergs Vision schlecht an. „Meta wie in „wir sind Krebs für die Demokratie, der in eine globale Überwachung und Propagandamaschine für autoritäre Regime metastasiert““, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Und der einflussreiche Senator Richard Blumenthal, auch ein Demokrat, warnte den Konzern, man könne sich mit der Namensänderung nicht aus der Verantwortung stehlen.

Im Netz sorgte der neue Name für einige Scherze. So verkündete die Burgerkette Wendy’s bei Twitter die Namensänderung in Meat (Fleisch). Das neue Logo von Meta wurde mit dem einer US-Brezelkette verglichen.

Ein anderes Unternehmen freut sich

Im Zuge der Namensumbenennung scheint es an den Aktienmärkten zudem zu Verwirrung unter einigen Anlegern gekommen zu sein, denn die Papiere des Materialwissenschaftsunternehmens Meta Materials verzeichneten am Donnerstag im nachbörslichen US-Handel einen zwischenzeitlichen Anstieg um über 30 Prozent.

Reine Verwirrung um den Namen war möglicherweise jedoch nicht der einzige Grund, denn die Aktie ist in der jüngsten Vergangenheit bereits in den Fokus der auf Reddit organisierten Meme-Trader geraten, da das Unternehmen einem erheblichen Short-Interesse ausgesetzt ist – ein Umstand, der letztes Jahr dazu geführt hat, dass Privat-Anleger massiv in Aktien wie Gamestop und AMC Entertainment eingestiegen sind und einen neuen Trend an der Börse ausgelöst haben.

Sogar die Meme-Trader auf Reddit waren verwirrt. „Ist die AH-Preisaktion real oder denken die Leute, die MMAT kaufen, dass sie Facebook wirklich günstig bekommen?“ schrieb ein Kommentator am späten Donnerstag im Subreddit r/MMAT. „Ich würde es lieben, wenn die Kursbewegung echt wäre – aber ich habe das schon einmal mit Zoom gesehen, wo Leute die falschen Aktien kaufen…“

In der Vergangenheit ist dies bereits vorgekommen, so auch bei dem in der Corona-Pandemie zu großer Bedeutung aufgestiegenen Videokomunikationsunternehmen Zoom Video Communications Inc.. Zoom Technologies Inc., eine Pennystock-Aktie, hat in den letzten Jahren mehrere Kursanstiege erlebt, da Investoren sie mit dem Kommunikationsdienstleister verwechselt haben.

onvista-Redaktion mit dpa-AFX

Titelfoto: rafapress / Shutterstock.com

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